Pflege-TÜV

Neuer Pflege-TÜV - ein neues Konzept muss sich nun bewähren

Lange hat der Spitzenverband der gesetzlichen Krankenkassen in Zusammenarbeit mit dem medizinischen Dienst und dem Sozialverband VDK an einem neuen Pflegequalitätssystem inklusive passendem Prüfsystem gearbeitet. Der neue Pflege-TÜV soll für mehr Transparenz im Bereich Pflege sorgen und so gelten zukünftig neue Regeln, die bundesweit und zeitnah umgesetzt werden sollen.

Differenziertere Bewertungen ersetzen bisheriges Schulnotensystem

Ein Zusammenspiel von Bewohnerbefragung und Expertenbesuchen soll den neuen Pflege-TÜV auszeichnen. In vielen Heimen wurden bereits in den letzten Jahren Qualitätsdaten bei den Bewohnern gesichert, denn natürlich gab es Testläufe. Im Rahmen der Qualitätssicherung müssen Pflegeheime nun im Halbjahresrhythmus Bewohner befragen und somit die internen Qualitätsdaten sichern. Die Auswertung wird von einer unabhängigen Stelle durchgeführt, sodass die Daten aller Einrichtungen im Bundesgebiet verglichen werden können.

Ab November 2019 beginnt dann auch der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) mit seinen Überprüfungen nach den neuen Richtlinien. So werden via Zufallsprinzip Bewohner ausgewählt, die besucht werden, um den Pflegezustand zu prüfen. Ergänzt wird die Prüfung durch ein Interview des jeweiligen Bewohners und auch der zuständigen Pflegekraft. Bis Ende 2020 sollen die Prüfer des medizinischen Dienstes jede Einrichtung des Landes einmal besucht haben, sodass noch 2020 die neu erhobenen Daten veröffentlicht werden sollen.

Qualität in gemessen in vier Kategorien

Sowohl die Einschätzung der Experten als auch die Selbstauskünfte der Bewohner werden in vier Kategorien eingeordnet.

  • keine Defizite und Auffälligkeiten
  • Auffälligkeiten ohne negative Folgen für Bewohner
  • Defizite mit eventuell negativen Folgen für Bewohner
  • Defizit mit konkreten negativen Folgen

Zusätzlich sollen auch die allgemeinen Informationen über Lage und Ausstattung des überprüften Heims mit in die Bewertung einfließen, denn auch diese Fakten sind für Verbraucher auf der Suche nach einem Heimplatz äußerst wichtige Faktoren. So sollen Pflegebedürftige und ihre Angehörigen zukünftig über die Internetpräsenz der Pflegekassen den passenden Heimplatz suchen können. Mittels Software sollen Verbraucher zukünftig nach ihren persönlichen Schwerpunkten suchen können.

Lob und Kritik im Wechsel

Auf der einen Seite soll das neue System letztlich auch dafür sorgen, dass in Pflegeheimen die Qualität steigt und Missstände schneller bemerkt werden und diese auch schneller beseitigt werden. Während Vertreter der GKV, des MDKs und des VDKs sich natürlich sehr wohlwollend äußern, gibt es natürlich auch kritische Stimmen. Doch einig sind sich alle, dass es gerade im Bereich Pflege extrem wichtig ist zu überprüfen und zu hinterfragen. So kritisierte die deutsche Stiftung Patientenschutz unter anderem den neuen Pflege-TÜV und fordert letztlich mehr Übersichtlichkeit und eine aussagefähige Gesamtnote für Heime.

Auch vonseiten der Politik und natürlich des Gesundheitsministeriums wird der neue TÜV in der Pflege positiv bewertet. Kritiker weisen übereinstimmend darauf hin, dass es immer noch keine klar ersichtlichen K.O.-Kriterien gäbe, die jedoch extrem wichtig für die Wahl eines Pflegeheimes und deshalb auch deutlich gekennzeichnet sein sollten.

Fazit

Ob das neue System dauerhaft und nachhaltig die Qualität in Heimen verbessert, wird sich frühestens in ein bis zwei Jahren nach der Einführung zeigen. Pflegebedürftige und ihre Angehörigen stehen aber auch selbst in der Verantwortung, Missstände nicht einfach hinzunehmen, sondern diese offen anzusprechen. Gerade Pflegebedürftige, die nicht mehr in der Lage sind, sich selbst zu äußeren, sind darauf angewiesen, dass Freunde und Verwandte sie nicht vergessen und ihnen im Zweifelsfall eine Stimme verleihen.

Anzumerken sei aber auch, dass Neuerungen in der Überprüfung der Qualität nur dann Sinn machen, wenn die Arbeitsbedingungen für Pflegekräfte verbessert werden. Vor allem Personalmangel sorgt dafür, dass Pflegekräfte sich nicht ausreichend Zeit für ihre Schutzbefohlenen nehmen können. Dies kann dazu führen, dass die Pflegequalität nicht konstant gehalten werden kann, denn oft entscheiden im Pflegealltag wenige Minuten über gute Pflege oder schlechte Pflege.

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