Rentenerhöhung

Schätzerkreis errechnet Rentenerhöhung von 2,75 Prozent für 2009

Wenn man den Hochrechnungen des Schätzerkreises Glauben schenken darf, werden die rund 20 Millionen Rentner im nächsten Jahr in den Genuss einer Rentensteigerung von eventuell 2,75 Prozent kommen. Damit werden – und das erstmalig seit Einführung der dynamischen Rente vor mehr als 50 Jahren – die Renten voraussichtlich stärker steigen als die Löhne und Gehälter. Eine Rentensteigerung in dieser Größenordnung hatte es seit Mitte der 1990er Jahr nicht mehr gegeben.

Die Rentenversicherer hatten, ebenso wie das Bundesarbeitsministerium, die Berichte über eine Rentenerhöhung von 2,75 Prozentpunkte zurückgewiesen. Dennoch wird die paradoxe Situation eintreten, dass die Renten stärker steigen als die Löhne und Gehälter.

Hintergrund

Grundsätzlich werden die Renten in der Größenordnung angepasst, wie sich die Löhne und Gehälter des Vorjahres entwickelt haben. Die Bundesregierung hatte jedoch, um die Rentner nach den Nullrunden der vergangenen Jahre am Wirtschaftsaufschwung teilhaben zu lassen, im Mai 2008 Eingriffe in die Rentenformel vorgenommen (s. Rentenerhöhung 2008 durch Bundestag beschlossen). Denn rein nach den gesetzlichen Vorschriften wäre im Jahr 2008 eine Rentenerhöhung von „nur“ 0,46 Prozent herausgekommen. Also wurde der so genannte Riester-Faktor außer Kraft gesetzt, so dass sich die Rentner im Juli 2008 über eine Rentenerhöhung von 1,1 Prozent freuen durften.

Diese Eingriffe in die Rentenformel gelten auch noch für das Jahr 2009. Durch die Aussetzung des Riester-Faktors entsteht eine um ca. 0,5 Prozentpunkte höhere Rentenanpassung. Mit dem Riester-Faktor möchte der Gesetzgeber dem Umstand Rechnung tragen, dass Arbeitnehmer durch den Aufbau einer privaten Altersvorsorge ebenfalls weniger finanzielle Mittel zur Verfügung haben.

Weiterer Faktor: Nachhaltigkeitsfaktor

Einen weiteren Teil dazu, dass die Renten nächstes Jahr stärker steigen als die Löhne und Gehälter, trägt der Nachhaltigkeitsfaktor bei. Dieser Faktor wurde ebenfalls in die Rentenformel eingebaut und sorgt dafür, dass die Rentenanpassungen in der Relation niedriger ausfallen, wie sich die Anzahl der beitragszahlenden Arbeitnehmer im Vergleich zu den Rentnern verschlechtert.

Der Wirtschaftsaufschwung des vergangenen Jahres brachte es jedoch mit sich, dass die Anzahl der Arbeitnehmer stieg, die Anzahl der Rentner jedoch so gut wie konstant blieb. Damit sorgt der Nachhaltigkeitsfaktor im Jahr 2009 dafür – ganz im Gegensatz zu der Absicht, weshalb er eingeführt wurde – dass die Renten noch stärker steigen werden.

Zahlenmaterial für genaue Vorhersagen noch nicht ausreichend

Derzeit sieht es nach einer üppigen Rentenerhöhung für nächstes Jahr aus. Auch ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass die Rentenerhöhung fast bei drei Prozent liegen wird. Eine genaue Berechnung ist aktuell jedoch noch nicht möglich, da noch wichtige Tarifabschlüsse abgewartet werden müssen. So stehen aktuell z. B. noch die Tarifabschlüsse beim privaten Bankengewerbe und in der Metallindustrie aus.

Rentner wurden auch belastet

Auch wenn die Rentenerhöhung im Jahr 2009 in der Größenordnung von annähernd drei Prozent erfolgt, muss bedacht werden, dass die Rentner durch die jüngsten Gesetzesänderungen auch viele finanzielle Nachteile in Kauf nehmen mussten.

So wurde beispielsweise der Beitragssatz zur Pflegeversicherung zum 01.07.2008 um 0,25 Prozent erhöht. Diesen Beitrag müssen die Rentner selbst aufbringen, was dazu führte, dass ein Teil der Rentenerhöhung im Jahr 2008 sofort wieder „aufgebraucht“ war.

Auch durch die Beitragssatzerhöhung in der Krankenversicherung ab dem Jahr 2009 auf 15,5 Prozent und der gleichzeitigen Absenkung des Beitragssatzes zur Arbeitslosenversicherung von 3,3 auf 2,8 Prozent werden hier nur die Rentner einseitig belastet (s. Erhöhung Krankenkassenbeitrag, Rentner werden stärker belastet).

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